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Noch nie mit Hund auf Sylt gewesen? Dann wird’s aber Zeit!
Die norddeutsche Insel hat mich schon in meiner Kindheit in ihren Bann gezogen. Raues Meer, breite Strände, Fischbrötchen und wunderschöne Reetdach gedeckte Häuser. Ein Besuch in der urigen Anlage der Kupferkanne und eine kilometerlange Wanderung am Strand oder im Wattenmeer – das lässt das Inselherz höher schlagen. Und das Schönste für uns Hundebesitzer: der Vierbeiner ist fast überall herzlich willkommen. Egal ob Ferienhäuser, Restaurants, Fußgängerzonen oder Strände – Sylt ist wahnsinnig hundefreundlich.
Aber von vorne:
Wo und was genau ist eigentlich Sylt?
Es wird wohl kaum jemanden geben, der noch nie etwas von Sylt gehört hat. Darum ist es vermutlich nicht nötig zu erklären, dass es sich um eine Insel in Norddeutschland handelt. Aber ein paar kurze Fakten sind für die Interessierten bestimmt nützlich:
Mit 38 km Länge und zwischen 320 Metern bis 12,6 km Breite ist Sylt die größte nordfriesische und die viertgrößte deutsche Insel. Hoch im Norden liegend befindet sich ihre obere Hälfte bereits parallel zu Dänemark.
12 Orte gehören zur Insel, wobei der Hauptort Westerland mit seiner langen Einkaufsstraße und seiner jährlich stattfindenden Windsurfweltmeisterschaft der wohl bekannteste ist. Aber auch der Nobelort Kampen mit seinen unzähligen Villen oder List, der nördlichste Punkt Deutschlands, sind populär.
Bricht an den meisten Stellen der Insel die raue Nordsee herein, findet man auf der Ostseite das Wattenmeer. Insgesamt umrunden die Insel rund 40 km Strand. Das Schöne ist, dass ein Abschnitt meist sehr lang ist und oft übergangslos in den nächsten führt, so dass kilometerlange Strandspaziergänge hier definitiv möglich sind. Wer dabei die Augen in Richtung Wasser aufhält, kann Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale entdecken. Eine Wanderung im Inneren der Insel verspricht viel Heidelandschaft und Buschbestand. Aufgrund der teils sehr schmalen Beschaffenheit Sylts, kann man an manchen Stellen gleichzeitig sowohl links als auch rechts von sich das Meer sehen.
In und hinter den Dünen verstecken sich viele kleine Cafes und Restaurants. Eines der bekanntesten ist Sansibar. Aber auch der Besitzer eines schmaleren Geldbeutes findet schöne Möglichkeiten, bei gutem Essen und einem Sundowner die Sonne im Meer versinken zu sehen. Hierzu später mehr.
Schon den Anfang des Urlaubs zum Highlight machen – die Anreise
Es gibt vier Wege, auf die Insel zu kommen und alle haben ihren Charme. Aus dem Flugzeug hat man wohl den besten Blick auf die Insel, ist mit Hund in meinen Augen allerdings auch am schlechtesten beraten. Die Fähre legt in Rømø, Cuxhaven, Nordstrand oder Dagebüll ab – allerdings nur in der Zwischen- und Hochsaison – und das für uns Hundebesitzer wohl wichtigste Kriterium: große Hunde sind nicht erlaubt, kleine dürfen kostenfrei in einer Tasche transportiert werden. Bleiben noch die Bahn und die Autozüge Sylt bzw. SyltShuttle – letztere sind meiner Meinung nach die beste Möglichkeit mit Hund zu reisen, denn man bleibt während der Überfahrt einfach im Auto sitzen, muss sich also um keinerlei weiteren Vorschriften für Hunde kümmern und ist nebenbei Vorort auch noch mobil. Alle drei Züge nutzen den Hindenburgdamm, eine Gleisverbindung zwischen Festland und Insel. Ich bin bisher immer über den Schienenverkehr nach Sylt gereist und freue mich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn der Zug sich seinen Weg über das Wattenmeer bahnt. Wie bei allen Überfahrten gilt: früh dran sein lohnt sich, denn verpasst man den Zug, kann es durchaus zu längeren Wartezeiten kommen.
Egal für welchen Weg man sich entscheidet, alle vier Möglichkeiten sind spannend und lassen das Urlaubsfeeling spätestens jetzt einsetzen.
Unterkunft
Die ersten Eindrücke kann man also schon auf den letzten Kilometern zur Insel erleben. Stellt sich nun die Frage: wo schlafen?
Sylt bietet eine große Bandbreite an Möglichkeiten: vom einfachen Zelten auf Campingplätzen über Ferienwohnungen bis hin zu luxuriösen Hotels – für jeden Geldbeutel und Geschmack sollte etwas dabei sein.
Ich habe mich bisher immer für die einfacheren Varianten entschieden: Camping und Ferienhaus. Beides ist für Hundebesitzer eine sehr entspannte Art des Wohnens. Auf www.traum-ferienwohnungen.de haben wir beim letzten Mal im Mai eine tolle Unterkunft ergattert, obwohl wir wirklich spät dran waren. In der Hochsaison kann das natürlich anders aussehen, aber wer auch mit einem einfachen Zeltplatz glücklich ist, findet auch dann meist spontan noch ein Fleckchen. Zum Beispiel in Westerland (www.duenencamping-westerland.de) oder – wer es lieber etwas Abseits des Getümmels mag – in Rantum ( www.camping-rantum.de)
Ich muss dazu sagen, dass meine Campingerfahrung auf Sylt einige Jahre zurück liegt und ich hier den aktuellen Stand nicht ganz genau kenne.
Restaurants und Cafes
Wie schon eingangs angedeutet, gibt es auf Sylt unzählige Strandbars, Cafes, Restaurants und Fischbuden. Hier mal die in meinen Augen wichtigsten, die man einmal besucht haben sollte:
Gosch: der gute Herr Gosch hat ein echtes Imperium aufgebaut, was Fischgerichte angeht. Nicht nur auf Sylt, auch in anderen Orten findet man Filialen. Aber Sylt – das ist die Heimat des berühmten Restaurants. Man kann sich über vieles streiten, aber der Erfolg von Gosch ist meiner Meinung nach absolut gerechtfertigt. Nirgendwo habe ich bessere Fischbrötchen gegessen, als hier. Und darum gehört für mich zu jedem Inselbesuch ein Essen am nördlichsten Punkt Deutschlands, in List, dazu, ebenso wie in der Fußgängerzone Westerlands. Am allerschönsten ist es aber, in Wenningstedt bei einem Glas Wein das sich in der Meeresbrise sanft wiegende Dünengras zu beobachten, während die Farbe der Nordsee von blau in orange oder rosa übergeht und das Meer die Sonne anzuziehen scheint, bis sie schließlich in ihm versinkt.
Leider erinnere ich mich nicht mehr an den Namen eines wirklich tollen Restaurants / Strandbar. Sie lag in der Nähe vom wenningstedter Strand, auf Meerseite, direkt vor den Dünen. Ich weiß auch leider nicht, ob es sie noch gibt. Aber der Ausblick und das Ambiente waren wunderschön. Ich glaube, es könnte das Puro Sylt gewesen sein.
Leider direkt an der Straße gelegen, aber dafür sehr guten Fisch, hat das Bistro Fisch Blum, ebenfalls in Wenningstedt.
Wer es etwas gehobener und schicker will, kann seine Zeit gut in der Sturmhaube in Kampen verbringen. Das Restaurant liegt abgeschieden unweit des Meeres.
Auf keinen Fall darf auf der Ausflugsliste ein Stück Kuchen oder eine Portion Milchreis in der Kupferkanne in Keitum fehlen. Egal ob im verwinkelten Gebäude oder in dem wirklich sehr hübsch angelegten Gartengelände mit Blick auf’s Meer: das süße Restaurant hat einen urigen Charme. In eine Art Märchenwelt versetzt, wartet man fast darauf, dass plötzlich ein Hobbit aus dem grasbedeckten Häuschen spaziert. Die vielen Ecken im Restaurant selbst und die zahlreichen Pflanzen im Außenbereich sorgen außerdem für eine gute Distanz zum nächsten Sitznachbarn.
Eine Tasse Tee muss man unbedingt im Kleinen Teestübchen, ebenfalls in Keitum, trinken. Auch hier gilt: sowohl im etwas nostalgisch eingerichteten Inneren, als auch im kleinen Garten, gibt es wunderschöne gemütliche Sitzmöglichkeiten.
Mit dem Hund an den Strand – wann und wo?
Sandig, breit, leuchtend hell und sauber – das sind die meisten Strände von Sylt. Selbst, wenn bei Flut die Wellen hereinbrechen und ein Stück Land für einige Stunden in ihre Obhut nehmen, ist an den meisten Abschnitten noch viel Platz zum Spazieren gehen, Sonnenbaden oder Herumtollen mit dem Hund.
Im Gegensatz zu vielen anderen Küstenregionen ist es auf Sylt auch in der Hochsaison erlaubt, seinen Vierbeiner mit ans Wasser zu nehmen. 16 ausgewiesene Hundestrände gibt es auf der Insel. Alle liegen entlang der Westküste. Und was besonders schön ist: diese Abschnitte sind genauso herrlich, wie die “normalen”. Ich habe es nun schon oft erlebt, dass Hundestrände einfache, teils nicht aufgeräumte steinige Abschnitte sind, die nicht unbedingt dazu einladen, den ganzen Tag dort zu verbringen. Auf Sylt schließt die Hauptsaison den geliebten Vierbeiner nicht aus. Die ausgewiesenen Strandabschitte sind wunderschöne Sandstrände, die zum Dösen, Spielen und Baden gehen einladen – und das ohne Leine.
Trotzdem würde ich persönlich immer die Nebensaison bevorzugen, da dann deutlich weniger los ist und man sich noch mal ganz anders bewegen kann. In der Zeit von November – März ist es sogar erlaubt, den Hund überall mit an den Strand zu nehmen. Nur im Wattenmeer gilt dann Leinenpflicht (Stand August 2019). Das letzte Mal war ich im Mai auf der Insel und selbst zu dieser Jahreszeit war es noch möglich, den Hund mit an die meisten Strände zu nehmen – die Sylter sind sehr kulant was Hunde angeht. Ich denke, es ist vor allem wichtig, keine Unannehmlichkeiten zu verursachen, dann kann man sich sehr frei bewegen – auch mit großen Vierbeinern.
Das tolle an der Nebensaison ist auch, dass – wie überall – generell viel weniger los ist und man das auch in den Preisen merkt. Vor allem die Unterkünfte sind deutlich günstiger. Auf Wanderungen trifft man oft nur wenige oder manchmal sogar gar keine Menschen. Ideal, um einfach mal die Ruhe zu genießen und die Meeresluft tief in die Lungen zu atmen. Und auch Fotomotive sind viel schneller eingefangen, wenn nicht ständig eine neue Gruppe an Menschen durch’s Bild läuft!
Und das Wetter? Wir hatten beim letzten Mal in einer Woche genau 20 Minuten Regen. Alle Wolken sind einfach vom Wind weitergetragen worden. Bis jetzt habe ich auf Sylt eigentlich immer die Erfahrung gemacht, dass Regen genauso schnell geht, wie er kommt und ein grauer Morgen sich schnell in einen sonnenreichen Mittag verwandeln kann.
Wander- und Ausflugstips
Wie gesagt: wer nach Sylt reist, kann sich auf schönste Strandspaziergänge und echtes Inselleben freuen. Einige Ecken bieten sich aber ganz besonders gut für einen Ausflug an.
Die Hörnum-Odde, zum Beispiel, ergibt die südliche Inselspitze und kann komplett umwandert werden. Start und Zielpunkt ist der Ort Hörnum, in dem die Robbe Willi beheimatet ist. Eine wildlebende Kegelrobbe, die seit rund 30 Jahren immer wieder an den kleinen Hafen kommt, um sich von Gästen mit Leckereien aus der nahegelegenen Fischbude füttern zu lassen. Ein rot-weißer Leuchtturm am Ortsrand macht das Inselbild perfekt. Einmal aus Hörnum raus gewandert, wird das Landschaftsbild nun von Heide und Dünen geprägt. Leider lässt sich hier auch am deutlichsten erkennen, dass das Meer sich immer mehr von Sylt für sich holt. Die Strömung ist an der Odde sehr stark und durch regelmäßige Sturmfluten trägt das Meer das Land immer weiter ab. Und tatsächlich kann ich mich selbst noch daran erinnern, wie breit der Strand an dieser Stelle noch vor 20 Jahren war. Wer die Wanderung durch den weißen Sand an Sylts südlichster Spitze erleben möchte, sollte also nicht mehr all zulange warten.
Das Gefühl von schlickigem Sand zwischen den Zehen und eine große Portion Jod kann einem in der Form nur eine Wattwanderung auf der Ostseite der Insel bescheren. Bei Ebbe kann man kilometerweit über das Wattenmeer wandern. Muscheln, kleine Krebse und eine Unmenge an Vögeln kann man hier auffinden. Man sollte allerdings immer die Gezeiten im Blick haben. Die Flut kommt oft schnell zurück und dann kann es zu weit draußen gefährlich werden. Wer wirklich weit raus will, sollte also lieber eine geführte Wattwanderung buchen.
Kilometerlange Strandwanderungen kann man von fast überall an der Westküste starten. Zwischen Westerland und Wenningstedt lässt es sich zum Beispiel wunderbar laufen und man hat durch die vielen Surfer und Drachenlenker immer etwas zu sehen.
In die andere Richtung läuft man in Richtung Rotes Kliff, eines DER Wahrzeichen der Insel. Es kann kaum ein kitschigeres, aber auch schöneres, Tagesende geben, als nach einem romantischen Dinner in der Sturmhaube am von der Sonne angestrahlten rot scheinenden Kliff zu stehen und dabei zuzusehen, wie der Feuerball langsam im Meer versinkt.
Der Ellenbogen ist der nördlichste Punkt der Insel und somit auch Deutschlands. Hier trifft Wattenmeer auf Nordsee. Schwimmen gehen sollte man hier also aufgrund der dadurch entstehenden Strömungen lieber nicht. Umso schöner kann man aber spazieren gehen. Mehr als hier, kann man sich nicht auf einer Insel fühlen: naturbelassene Strände, freilaufende Schafherden und zwei Leuchttürme sorgen für Klischeeatmosphäre, die völlig ungewollt herbeigeführt worden zu sein scheint und einem an diesem Stillen Ort die Möglichkeit gibt, komplett aus der Alltagshektik des Festlandes rauszukommen.
Zu lange in eine Richtung gelaufen ohne den Rückweg zu beachten, der noch vor einem liegt? Die Inselbusse fahren relativ regelmäßig und nehmen einen in jeden größeren Ort mit.
Wer einen ans Radfahren gewöhnten Hund hat, sollte die Insel unbedingt mindestens einmal mit dem Drahtesel erkunden. Durch die flache Landschaft kommt man super voran (es sei denn der Wind lehnt sich gegen einen auf). Es gibt wunderbare Fahrradwege auf der ganzen Insel. Besonders gut kommt man von Nord nach Süd und umgekehrt. Die Wege führen an wenig befahrenen Straßen entlang oder direkt hinter oder auf den Dünen auf einem eigenen Fahrradweg. Es gibt auf dem gesamten Weg immer etwas schönes zu sehen. Entweder ist es der direkte Blick aufs Meer, die lila erstrahlende Heidelandschaft oder der Weg zwischen grün leuchtenden Büschen und Wiesen entlang.
Einen Bummel durch Westerlands Einkaufsstraße sollte niemand verpassen. Am besten startet man oben am Bahnhof und läuft dann durch die Fußgängerzone gerade auf den Strand zu. Unterwegs auf keinen Fall die kleinen Teelädchen ignorieren! Hier gibt es tolle Teeservices und richtig guten Tee zum mitnehmen. Den kleinen Hunger kann man auf ungefähr der Hälfte des Weges beim Gosch stillen. Mit einem Eis vom Leysieffer in der Hand bewegt man sich dann auf das Ende der Einkaufszone zu, wo sich in den Wellen die Surfer auf die jährlich stattfindende Weltmeisterschaft vorbereiten (oder einfach nur ihrem Vergnügen nachgehen).
Wer sehen möchte, wie die High Society des Nordens lebt, darf es sich nicht entgehen lassen, durch Kampen zu spazieren. Hier reiht sich eine reetdachgedeckte Villa an die nächste und kleine Boutiquen schmücken das Straßenbild. Gut verbinden kann man diesen kleinen Ausflug mit einem Besuch in der oben erwähnten Kupferkanne.
Ich möchte bei diesem Artikel darauf hinweisen, dass alle Angaben ohne Gewähr sind. Mein letzte Syltreise ist leider schon wieder eineinhalb Jahre her und wie überall ändert die Zeit auch hier das ein oder andere. Auch ist die Liste an Aktivitäten noch lange nicht vollständig. Sylt ist so vielfältig und bietet für so viele Interessengruppen etwas. Und gerade das macht die Insel so spannend und so liebenswert. Ich lebe in Bayern und hier gibt es tatsächlich viele Menschen, die noch nie in ihrem Leben am deutschen Meer waren. Liebe Leute, die ihr noch nie am Meer wart: Reist nach Sylt! ABER überlegt euch gut, ob ihr noch mehr von der deutschen Küste sehen wollt und legt euch die Orte entsprechend vor euren Sylturlaub. Denn einmal auf der nördlichsten Insel gewesen, werdet ihr es nirgendwo sonst schöner finden.